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Freitag, 17. Februar 2012

Verkneifen

"Du wiegt jetzt aber deutlich weniger als ich", sagt ein Kollege zu mir.
"Garantiert nicht. Ich habe immer noch mehr als du."
Er hat meine Grösse, einen deutlichen Bauchansatz und ein volles Gesicht.
"Aber ganz sicher. So wie du aussieht."

So wie ich aussehen.
Wie sehe ich denn aus?
Mein Gesicht ist schlank, hart an der Grenze zu einem eingefallenen Gesicht. Kein Fett zu spüren, unter der Haut liegen die Knochen, zeichnen sich gerade noch nicht ab.

Dünne, drahtlige Figur. Sportlich? Eher schon nicht mehr.
Die Finger sind schmal, die Hände fast knöchern.
Sieht man so aus, wenn man behauptet viel zu wiegen?

Die Kollegin kommt zur Hilfe. Ihm, nicht mir.
"Sag mal, wieviel hast du denn? Das sind doch so 70 / 65 Kilo."
"Ja genau, und ich wiege 82 Kilo", stimmt der Kollege ein.
"Ich wiege 86."
Maßlose Übertreibung. Morgens waren es 84,5kg. Viel mir gleich auf als ich es sagte.

Stille.

Erst jetzt merke ich, das gesamte Büro hatte zugehört. Ich muss innerlich grinsen, tue alles, um es nach aussen zu verbergen.
"Ich hatte 111Kilo!" versuche ich mich zu rechtfertigen.
"Ich habe 25 Kilo abgenommen."

"111Kilo! So hast Du aber nicht ausgesehen."

Und dann kam sie, die unausweichlichste aller Fragen. Auch bei den Kollegen, die mich jeden Tag sehen, mich das schon so viele Male einzeln oder in Gruppen gefragt haben:
"Wie hast Du das geschafft?"

Und immer wieder verkneife ich mir die eine Antwort:
"Willst du es nachlesen?"

Vom Rosenzüchtling


Gesendet mit meinem Smartphone

1 Kommentar:

  1. nachlesen lassen...
    manches möchte man am liebsten rausplärren, aber da gibt es noch diese falsche moral, in der sich der mensch tagtäglich einhüllt...

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